Die berufliche Integration junger Menschen mit Behinderung ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe. Eine rehaspezifische berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) bietet diesen Menschen einen geschützten Raum, in dem sie auf die Arbeitswelt vorbereitet werden, ihre individuellen Fähigkeiten entdecken und weiterentwickeln können.
Rehaspezifische Berufsvorbereitung öffnet Türen zur Arbeitswelt
In Hamburg-Wandsbek leistet die KOM gGmbH seit 2008 mit einem solchen Programm, das jungen Erwachsenen im Alter zwischen 17 und 25 Jahren gezielte Unterstützung auf ihrem Weg in die Berufswelt bietet, wertvolle Arbeit.
Die berufliche Vorbereitung beginnt im September, wenn jedes Jahr bis zu 70 junge Menschen in einer Werkhalle mit angeschlossenem Unterrichtsbereich starten. Hier erwartet sie eine ganzheitliche Betreuung, die sowohl praktische als auch theoretische Aspekte berücksichtigt. Von Anfang an werden individuelle Förderbedarfe erkannt, indem in den ersten Wochen umfangreiche Tests durchgeführt werden. Diese Tests beschränken sich nicht nur auf den schulischen Bereich, sondern beinhalten auch praxisorientierte Übungen, die es den Teilnehmenden ermöglichen, ihre Fähigkeiten in verschiedenen Berufsfeldern zu erproben. Ob in der Ausbildungsküche beim Pizzabacken und Schneideübungen, im Metallbereich beim Feilen und den Bau von Kerzenständern oder im Garten- und Landschaftsbau beim Bau von Hochbeeten – jede/r
Teilnehmende erhält die Möglichkeit, sich auszuprobieren und zu lernen, was ihm oder ihr liegt.
Dabei ist die rehaspezifische Berufsvorbereitung weit mehr als ein rein praktisches Übungsfeld. Ein zentraler Bestandteil sind die begleitenden Gespräche mit Sozialpädag:innen und Psycholog:innen, die gemeinsam mit den Teilnehmenden realistische Berufsperspektiven erarbeiten. Hier wird die Bedeutung eines umfassenden Unterstützungsnetzwerks deutlich: In enger Absprache mit dem sozialen Umfeld, der Agentur für Arbeit, Ärzt:innen und Therapieeinrichtungen wird ein individuelles Zukunftsmodell für jede/n einzelne/n entwickelt.
Die Herausforderungen des Berufslebens – Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen – sind für viele junge Menschen mit Behinderung oft eine hohe Hürde. In dieser Maßnahme werden die Regeln des Arbeitsalltags jedoch in einem geschützten Umfeld eingeübt. In kleinen Gruppen mit maximal sechs Personen erhalten die Teilnehmenden Unterricht in Mathematik und Deutsch, Bewerbungstraining und technischem Zeichnen, trainieren aber auch lebenspraktische Fähigkeiten wie das Lesen einer analogen Uhr. Dieses individualisierte Lernen trägt dazu bei, das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden zu stärken und sie auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten.
Ein besonders wichtiger Bestandteil der Maßnahme sind die praktischen Erfahrungen in Kooperationsbetrieben. Mindestens zwei Praktika werden während der Maßnahmezeit absolviert, um den jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, die Realität des Berufslebens kennen zu lernen und sich in einem echten Arbeitsumfeld auszuprobieren. Die enge Betreuung durch das Personal stellt sicher, dass die Praktika erfolgreich verlaufen und die Teilnehmenden dabei begleitet werden, ihre Stärken zu erkennen und weiterzuentwickeln.
Am Ende der Maßnahme, im Sommer des Folgejahres, entscheiden sich viele der Teilnehmenden für theoriereduzierte außerbetriebliche Ausbildungsgänge, andere finden ihren Weg in die hauseigenen Ausbildungen zum Fachpraktiker in der Hauswirtschaft oder im Metallbau. Einige gehen mit oder ohne Unterstützung direkt auf den ersten Arbeitsmarkt oder in eine Werkstatt für behinderte Menschen. Diese Vielfalt der Wege zeigt, dass die Maßnahme flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Potenziale der jungen Menschen eingeht.
Die Arbeit im Reha-Bereich ist anspruchsvoll und komplex, wie die langjährige Erfahrung der KOM gGmbH zeigt. Seit 2008 arbeitet ein eingespieltes Team von Mitarbeitenden zusammen, das mit Leidenschaft und Engagement den individuellen Herausforderungen der Teilnehmenden begegnet. Kontinuität, Erfahrung und Begeisterung sind zentrale Bausteine für den Erfolg der Maßnahme. Vermittlungsquoten von über 70 % und positive Rückmeldungen des Auftraggebers belegen dies eindrucksvoll.
Dennoch ruht sich die KOM gGmbH nicht auf ihren Erfolgen aus. Stets auf der Suche nach Verbesserungen und Innovationen, hat sie beispielsweise begonnen, sich auf das Angebot „Gabelstaplerführerschein“ vorzubereiten und einen Therapiehund auszubilden, der in schwierigen Gesprächssituationen unterstützend zur Seite steht. Solche Alleinstellungsmerkmale tragen dazu bei, die Maßnahme stetig weiterzuentwickeln und den Bedürfnissen der Teilnehmenden noch besser gerecht zu werden.
Die Zukunft der rehaspezifischen Berufsvorbereitung liegt in der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Neue Maßnahmen, die bisher möglicherweise nicht ausreichend für diese Zielgruppe in Betracht gezogen wurden, könnten in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit entwickelt werden. Die bewährten Maßnahmentypen werden beibehalten und der Ausbildungsbereich möglicherweise weiter ausgebaut. Diese Entwicklungen versprechen, auch in den kommenden Jahren eine tragende Rolle bei der Integration junger Menschen mit Behinderung in die Berufswelt zu spielen.
In einer inklusiven Gesellschaft dürfen Menschen mit Behinderung nicht zurückgelassen werden. Programme wie die von der KOM gGmbH in Hamburg-Wandsbek zeigen, dass durch gezielte Förderung, individuelle Betreuung und praktische Erfahrungen berufliche Integration gelingen kann. Es ist eine Arbeit, die nicht nur den Teilnehmenden zugutekommt, sondern auch die Gesellschaft bereichert, indem sie jedem Menschen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben und eine erfüllende berufliche Zukunft gibt.