Es gibt viele junge Menschen, die scheinbar verloren sind auf dieser Welt. Ihre Heimat sind Bahnhöfe und Fußgängerzonen, wo sie betteln, Diebstähle begehen, oft Drogen und Alkohol konsumieren. Viele werden obdachlos oder machen bei Freunden Couchsurfing – einige Nächte hier, einige da – eine gefährliche Lebensweise. Hilfsangebote aus der geregelten Welt der Erwachsenen erreichen sie nur schwer.
Hier setzt Streetwork an, Straßensozialarbeit. „Wir gehen zu den jungen Menschen dorthin, wo sie sich aufhalten“, sagt Frank Elster, Geschäftsführer der Jugendbildung Hamburg gGmbH. Corona hat diese Hilfsangebote erschwert oder sogar unmöglich gemacht. So entstand Streetwork digital, Hilfe über das Internet. „Es kann die Betreuung ergänzen, nicht ersetzen“, betont Elster. Wichtig seien alle Soziale Medien. „Unsere Kanäle haben weit mehr als 1.000 Follower, wir werden bekannt durch unsere Flyer, Mund-zu-Mund-Propaganda und Hashtags, etwa zum Stichwort „Wohnungssuche“, oder wir sprechen Jugendliche in einschlägigen Foren an.“
Dort gibt die Jugendbildung praktische Unterstützung, zum Beispiel zur Wohnungssuche, und psychologische Beratung. „Wir haben während des Lockdowns oft stundenlange Gespräche geführt, auch zu heiklen Themen wie Sexualität“, so Elster, der um die Vorteile des digitalen Angebots weiß: „Vieles ist in der Anonymität des Internets eben leichter, dort müssen vor allem Mädchen und queere Jugendliche keine Angst vor Anmache und Diskriminierung haben.“